Auch im Garten findet Digitalisierung statt. Beispiel gefällig: das Startup Green for me. Die beiden sympathischen Gründerinnen Julia Hack und Nathalie Odermann bieten unter www.greenforme.de Bepflanzungsideen für Balkon, Terrasse und Garten an. Der Nutzer macht online Angaben zu Standort, Bodenart, Beetgröße und zeitlichen Ressourcen und erhält eine passgenaue Einkaufsliste für das Gartencenter sowie Tipps für die Umsetzung des Pflanzkonzepts. Eine wunderbare Idee – und beileibe nicht die einzige, wenn es um die Digitalisierung im Garten geht.

Wer nach „garten apps“ googelt, erhält 217 Millionen Treffer. Unzählige Apps unterstützen Hobbygärtner beim Bestimmen, Auswählen, Kaufen, Gestalten, Planen, Setzen und Pflegen aller möglichen Pflanzenarten. Das heißt nicht, dass für eine neue Idee kein Platz wäre – siehe das innovative Geschäftsmodell von Green for me. Dank eines höheren Maßes an Dynamik und Interaktivität erhalten Nutzer am Ende des digitalen Beratungsvorgangs eine Lösung, die maßgeschneidert ist und damit einen viel höheren Mehrwert bietet als Apps, deren Output generisch ist.
Aber auch im professionellen Bereich – in der Landschaftsarchitektur, im Gartenbau, im Handel – kommt die Digitalisierung in Gange. Über ungünstige Rahmenbedingungen, nämlich das noch recht ungleich ausgebaute Breitbandnetzwerk in Deutschland, möchten wir uns an dieser Stelle nicht auslassen. Denn die Mängel sind hinreichend bekannt – und wir können sie nicht beheben. Was schon eher in unser Aufgabenfeld fällt, sind die Themen Marketing und Vertrieb.
Immer noch sehen wir zahlreiche mittelständische Unternehmen, die
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- keine für mobile Endgeräte und Suchmaschinen optimierte Webseiten vorzeigen können;
- keinen E-Commerce betreiben;
- keine digitalen Werkzeuge für den direkten Dialog mit Kunden und Interessenten (Newsletter, Social Media, Chatbot etc.) einsetzen;
- von den neuen Möglichkeiten regional ausgesteuerten Marketings nichts wissen und/oder
- Kunden nicht zu neuen Lösungen für grüne Flächen beraten können (Stichwort: Smart Gardening).
Was bedeutet Digitalisierung im Garten?
Im Kern geht es bei der Digitalisierung ja allenfalls zu Beginn darum, das analoge Geschäftsmodell in die digitale Welt zu verlängern, also Pflanzen beispielsweise nicht nur im Gartencenter, sondern auch online zu verkaufen. Worauf es aber langfristig hinauslaufen muss, ist die Entwicklung neuer Services, die ohne digitale Infrastruktur gar nicht funktionieren. Die über das Smartphone ferngesteuerte Steuerung oder völlige Automation vernetzter Gartengeräte. Satellitensteuerung. Autonome Gewächshäuser mit algorithmisch gesteuerter und ressourcenschonender Pflanzenernährung und Reifegradprüfung. Digitalisierung interner Geschäftsprozesse wie der Produktentwicklung, Zeiterfassung, Berichtserstellung, Rechnungsstellung usw. 3D-Druck im Gartenbau. Smarte (und grüne) Städte. Digitale Lehrmittel in der Ausbildung künftiger Gärtner und Landschaftsbauer. Und, und, und.
Die Digitalisierung kommt. Innovative Unternehmen entwickeln auf Basis digitaler Technologien neue Produkte und Services, die speziell bei der nachwachsenden Klientel der Digital Natives auf „fruchtbaren Boden“ fallen dürften. Einige dieser neuen Geschäftsmodelle mit neuen Wertschöpfungsketten könnten auch traditionelle Geschäfte zur Seite drängen. Um es konkret zu machen: Green for me legt es darauf an, Gärtnern den einen oder anderen Auftrag abzunehmen.
Daher unser Rat an alle Unternehmen im grünen Bereich: Warten Sie nicht darauf, dass Ihnen innovative Wettbewerber und mutige Startups die Butter vom Brot nehmen. Werden Sie aktiv!
Digitalisierung im Garten – Tipps
- Bringen Sie den Garten ins Digitale. Wenn der digital vernetzte Kunde von heute etwas sucht – Blumen, Obstbäume, Gartenmöbel, Gestaltungsideen, Pflanzenschutztipps – geht er zuerst online. Bevor er sich auf den Weg zum nächsten Gartencenter oder zur nächsten Baumschule macht, recherchiert er im Netz nach Infos und Angeboten. Wenn Sie also weiterhin eine Rolle spielen möchten, sollten digitale Präsenz und digitales Marketing in Ihrer Planung ganz oben stehen. Nicht erst morgen, sondern schon heute. Und wenn Sie nicht wissen, mit welchem Thema Sie anfangen sollen, dann werfen Sie einfach einen Blick in die diversen Google-Statistiken. So finden Sie mit Google Trends ganz leicht heraus, welche Suchbegriffe wann und wo gegoogelt werden, z. B. „blumenbeet anlegen“.
- Haben Sie keine Angst. Auch wir als Digital Natives sind davon überzeugt, dass Gartenprodukte immer auch das sinnliche Erlebnis brauchen. Der Kunde will sehen, riechen, anfassen. Daher wird der physische Verkauf nicht absterben. Aber er wird zunehmend stärker von digitalen Services eingerahmt und begleitet werden. Finden Sie den Mut, diesen Trend als Chance zu begreifen.
- Probieren Sie neue Dinge aus. Es gibt bereits Unternehmen, die virtuelle Gartenrundgänge via 3D-Brille anbieten – hier ein Beispiel. Bevor der erste Spatenstich gemacht ist, kann der Kunden schon sehen, wie sich die neuen Pflanzen und Gartenmöbel so machen. So oder so ähnlich könnten auch ergänzende Leistungen Ihres Unternehmens aussehen. Lassen Sie sich von Digital-Profis inspirieren oder recherchieren Sie auf eigene Faust los. Es gibt keine Denkverbote.
- Planen/Erweitern Sie Ihr Geschäftsmodell. Gerne in direktem Austausch mit den Kunden. Nach ein paar Experimenten gewinnen Sie bestimmt eine Idee, wie Sie die digitalen Möglichkeiten nutzen können, um Kunden einen neuen Mehrwert bieten und realen Umsatz damit einfahren zu können. Aber am Anfang Ihres Zukunftsprojekts muss nicht die eine „geniale“ Business-Idee stehen. Sie können auch einfach mit der intelligenten Neuausrichtung Ihrer Kundendatenbank beginnen. Versammeln Sie alle Kundendaten an einem Ort und schaffen Sie so die Basis für besseres Kundenmanagement und die Automation von Marketing- und Vertriebsprozessen. Schnuppern Sie doch mal rein in die kostenlosen CRM-Funktionen von Anbietern wie Hubspot.
- Bleiben Sie am Ball. Nutzen Sie das größte Geschenk, das digitale Medien jedem Unternehmen machen: Feedback. Hören Sie Ihren Kunden zu. Werten Sie Daten aus Umfragen und Webseitenbesuchen aus. Wenn Sie wissen, was Ihre Kunden mögen: Geben Sie Ihnen mehr davon. Wenn Sie wissen, was Ihre Kunden nicht mögen: Schaffen Sie es ab. Offenheit und Bereitschaft zur Weiterentwicklung im Sinne des Kunden sind entscheidend – gerade auch für erfolgreiche Digitalisierung.
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